«Dass wir uns getroffen haben, war Schicksal»

Wenn eins zum anderen kommt, ergibt plötzlich alles einen Sinn: Unsere Kundin Corinne Bonvin erzählt, wie für sie durch VIVA eine Verbindung entstand, deren positive Wirkung von Jegenstorf bis nach Burkina Faso reicht.

"Ich war ein lebhaftes Kind", sagt Corinne Bonvin, hier als fünfjähriges Mädchen.

Es ist kurz nach sieben Uhr morgens, auf den Strassen von Jegenstorf ist noch nicht viel los. Die Berner Gemeinde, so scheint es, steht gerade erst auf. Auch Corinne Bonvin (74) liegt noch in ihrem Bett. Die langen, hellen Haare hat sie zu einem Dutt auf dem Kopf zusammengebunden. Das Zimmer ist einfach, aber gemütlich eingerichtet: Ein Schrank, ein Regal mit Fotos und Erinnerungsstücken, in der Ecke ein grosser Schreibtisch mit Computer, Ordnern und Bergen von Papier. «Dank der Spitex kann ich weiterhin zu Hause bleiben und meine Projekte vorantreiben», sagt sie stolz mit Blick auf die Papierstapel auf dem Tisch. Seit 2003 unterstützt sie Waisenkinder im westafrikanischen Staat Burkina Faso, im Jahr 2006 hat sie das Land sogar besucht. Vor rund sechs Monaten ist auf Ihren Impuls hin der Verein «burkina vivendè» gegründet worden, der sich für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen einsetzen, und sich hauptsächlich um deren Schul- und Berufsausbildung kümmern will. «Die Armut in Burkina Faso hat mich erschüttert, deshalb will ich dort etwas bewirken», sagt Corinne Bonvin ernst. Müsste sie wegen ihrer Behinderung in ein Heim, könnte sie das jedoch nicht mehr tun.Während sie erzählt, hat sich VIVA-Mitarbeiterin Karin Beyeler bereits an die Arbeit gemacht. Mit gezielten Griffen massiert sie konzentriert zuerst das linke und dann das rechte Bein von Corinne Bonvin. «Durch die Lymphdrainage, also eine spezielle Art der medizinischen Massage, wird der Transport der Lymphflüssigkeit durch sanfte Grifftechniken angeregt», erklärt die gelernte medizinische Masseurin und Pflegehelferin.

Ein langer Weg zum Glück

Während ihrem ersten Lebensjahr erkrankte Corinne Bonvin an der Viruskrankheit Poliomyelitis (Kinderlähmung). Damals dachten alle, sie würde an der Krankheit sterben. Aber der Wille zu Leben war stärker und blieb eine treibende Kraft: «Als Kind bewegte ich mich schon sehr früh auf dem Po rutschend fort. Sogar die Treppe schaffte ich so und im Garten habe ich mit meiner Schwester auf diese Art Wettrennen gemacht», erzählt sie und lacht. Mit etwa sieben Jahren habe sie dann laufen gelernt und später bekam sie eine Schiene. «Die erste habe ich sofort kaputt gemacht, weil ich damit Jazz tanzen wollte», sagt sie. Der Schalk des jungen Mädchens blitzt ihr bei dieser Erzählung noch heute aus den Augen. Seit 32 Jahren sitzt Corinne Bonvin nun im Rollstuhl. Durch die mangelnde Bewegung hat sich in ihren Beinen Wasser angesammelt. Seit über 15 Jahren ist sie auf umfassende Pflege angewiesen und erhält deshalb von verschiedenen Spitex-Organisationen Betreuungs- und Pflegedienstleistungen. Vor drei Jahren übernahm auch die VIVA einige Einsätze. Bereits bei ihren ersten Besuchen hat Karin Beyeler festgestellt, dass es ihrer Kundin trotz therapeutischer Behandlungen nicht besser ging. Gemeinsam haben sie dann einige Techniken ausprobiert und schnell gemerkt, was funktioniert. Seitdem geht es Corinne Bonvin viel besser und deshalb kann sie auch weiterhin zu Hause bleiben. «Für mich ist es einfach ein grosses Glück, dass ich sie getroffen habe. Das war Schicksal.»

Mit vollem Einsatz bei der Arbeit

Dank den gemeinsam erzielten Fortschritten hat die Krankenkasse eingewilligt, die Behandlung von Corinne Bonvin zu übernehmen. «Diese Form der Therapie wäre sonst nicht möglich gewesen», erklärt Karin Beyeler. Durch ihre Arbeit als medizinische Masseurin bringt sie wertvolles Wissen mit, auf das sie immer wieder zurückgreifen kann. Zudem ist sie sich die Arbeit mit Menschen gewohnt und weiss, wie wichtig es ist, wirklich präsent zu sein und sich auf die Kunden und ihre Bedürfnisse zu konzentrieren. «Sie geht auf mich ein und spult nicht einfach ein Programm ab», bestätigt auch Corinne Bonvin. Man merkt schnell: Die beiden Frauen mögen und verstehen sich, sie sind ein eingespieltes Team. «Manchmal trifft man auf einen Menschen und fühlt sich einfach irgendwie verbunden», sagt Karin Beyeler. Eine Verbundenheit, die nun sogar den Menschen in Burkina Faso in Form von Patenschaften zugutekommt.